Große Freude beim Isarlust e.V., den urbanauten und ihrem Partner MTV München von 1879 e.V. über den gestrigen Beschluss der Stadtratsvollversammlung zum „Isarflussbad“. Erste wichtige Fragen zur Zukunft des Projektes beantworten die Akteure in dieser Pressemitteilung und zeigen sich dankbar, dass Stadtpolitik wie Stadt- und Landesverwaltung in nur 2 Jahren die Machbarkeit klären konnten, obwohl eine komplexe Aufgabe zu bearbeiten war.
> > > Jetzt den gemeinnützigen Isarlust e.V. bei seiner Arbeit für das Isarflussbad mit einer steuerabzugsfähigen Spende oder Mitgliedschaft unterstützen oder einen Wickelfisch erstehen < < <
Auch freut man sich über die große Unterstützung von Bürgermeister Josef Schmid, Oberbürgermeister Dieter Reiter, vielen Stadträten und vielen Akteuren aus Stadt- und Landesverwaltung. Am Montag, 30.7.2018, 18.00 – 20.00 Uhr laden Isarlust e.V. und die urbanauten zu einer öffentlichen Podiumsdiskussion mit Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Naturschutz und Bürgern an den Kulturstrand. Medienvertreter sind herzlich willkommen.
Der Isarlust e.V. und die urbanauten erlauben sich als Initiatioren des „Isarflussbades“, das ja inzwischen zu unserer Begeisterung viele weitere „Mütter“ und „Väter“ hat, einige Anmerkungen insbesondere zu Kosten, Betreibermodel und dem weiteren Verfahren zu machen.
Gibt es überhaupt Menschen, die in einem „Isarflussbad“ schwimmen wollen?
In Zürich nutzen jedes Jahr 100.000e Menschen die Flussbäder, bei weitgehend – es gibt auch Unterschiede – vergleichbaren Wassertemperaturen, Fließgeschwindigkeiten, Hochwassergefahren, Wetterbedingungen – und das 365 Tage im Jahr. In Kopenhagen werden Hafenbäder von 100.000en von Menschen jährlich genutzt und das obwohl das Wasser dort teils noch deutlich kälter ist – ebenfalls 365 Tage im Jahr. Man nutzt ggfs. Neopren – und – es gibt teilweise am Ufer Saunen (vgl. auch Badeschiff Berlin bzw. im Winter Saunaschiff Berlin).
Wird durch das „Isarflussbad“ jemanden „etwas weggenommen“?
Es geht beim Isarflussbad darum die Isar in diesem seit 1869 nicht zugänglichen und aufgestauten Flussabschnitt überhaupt wieder für Menschen zugänglich zu machen – übrigens unter Berücksichtigung der Fischökologie, wie es auch der Bund Naturschutz Kreisgruppe München wenn dann hier für möglich hält, da die Isar in diesem Bereich ohnehin aufgestaut ist und die „ökologische Korridorfunktion“ unwiederbringlich weitgehend unterbrochen ist (Wehr VI und Wehr VII aber auch Verkehrslärm). Warum? Würden die Wehre abgebaut (theoretisch denkbar) würde der Eisbach kein Wasser mehr bekommen (der über einen Kanal unter der Lukaskirche gespeißt wird) und das Praterkraftwerk könnte keinen Strom mehr generieren.
Ersteres wäre wohl keine gute Idee sowohl für Surfer wie auch für Badende im Eisbach im Englischen Garten, zweiteres wäre überhaupt nicht möglich, da hier langfristige wasserrechtliche Verträge zwischen der Praterkraftwerk Gmbh (70 % SWM, 30% Green City AG) und der öffentlichen Hand bestehen. Eine „Renaturierung“ der Ufermauern, wie man sie z.B. vom Flaucher kennt, ist statisch nicht möglich, auch Städtebau, Denkmalschutz und beengte innerstädtische Raumverhältnisse stehen dieser – an sich vielleicht wünschenswerten – Idee entgegen, wie auch die gerade erst in Ertüchtigung befindliche Standsicherheit des Deutschen Museums bzw. seiner Ufermauern.
Es geht vielmehr um einen „neuen“ öffentlichen Raum, vergleichbar einem kommunalen Schwimmbad (aber mit anderen „Regeln“, da es sich um ein Naturbad handelt) bisher ohne Zugang, mitten in einer Stadt, die jährlich um 20-30.000 Menschen wächst, in einer Region, die jährlich um 40-60.000 Menschen wächst. Bestehende Schwimmbäder aber auch die südliche renaturierte Isar und der Englische Garten laufen sprichwörtlich über. Übrigens mit bester öffentlicher Anbindung, da direkt am Isartor/ Deutsches Museum. Zudem ist das Isarflussbad von den Initiatoren und nun auch von der LH München im Bereich zw. Deutschen Museum und den Patentämtern angedacht, so dass KEINE AnwohnerInnen betroffen wären!
Kostet ein „Isarflussbad“ wirklich soviel?
A. Einrichtungskosten
Die Kostenschätzungen des Gutachters der LHM liegen bei 9 – 34 Mio €. Die inoffiziellen Kostenschätzung eines Wasserbauingenieurs, der den Isarlust e.V. ehrenamtlich unterstützt, liegen bei 1,0 – 5,3 Mio €. Hintergrund: Stadtgutachter plant feste Einbauten ins Hochwasserbett, Isarlust e.V. und unterstützender Ingenieur schlagen eine schwimmende Lösung auf Floßen/ Pontons vor. Bei prognostiziertem extremem Hochwasser (vermutlich „HQ10“, ca. alle 10 Jahre) werden die Floße vom THW aus dem Fluss gehoben oder hochgeklappt bevor das Hochwasser kommt. Vorwarnzeit sind hierfür ausreichende 8 Stunden vom Sylvensteinspeicher nach München.
Zum Finanzbedarf: der Isarlust e.V. geht davon aus, dass 1-2 Mio € für die Investitionskosten per Crowdfunding von Bürgern, per Spenden, über Umwelt- und Sportstiftungen aber auch über Förderprogramme von Bund und Land eingeworben werden können (vgl. Flussbad Berlin, +Pool New York). Möglicherweise sind die Einrichtungskosten also sogar komplett ohne öffentliche Mittel zu leisten, wenn sich die unteren Kostenprognosen des Isarlust e.V. realisieren lassen.
„Schlimmstenfalls“ kommen laut Überlegungen des Isarlust e.V. – Stand heute – 0 € – 3,3 Mio € auf die öffentliche Hand zu, für ein Isarflussbad das fünfzig bis hundert Mal so groß ist wie das Becken des Schyrenbades (650 – 1,2 km Länge) und das von allen MünchnerInnen nach Vorstellung des Isarlust e.V. (vgl. Badis in Züich und Hafenbäder z.B. in Kopenhagen) genutzt werden kann – auch Kindern, Familien und älteren oder behinderten Menschen, die in Spezialbecken (vgl. Konstruktionsprinzip des „Tauchsieders“), baden. Möglicherweise könnten aber zB auch Baby- und Kinderbecken am Ufer entstehen.
B. Betriebskosten
Zu den jährl. Betriebskosten: wie an vielen Badeseen, Flussbädern oder Meeresstränden, schlägt der Isarlust e.V. ehrenamtliche BademeisterInnen (evtl. auch mit Aufwandsentschädigung) vor, die von Profis geführt werden. Vorbild sind Wasserwacht, DLRG, THW oder auch große Breitensportvereine, die sowohl mit Haupt- wie Ehrenamtlichen arbeiten. Die Kosten hierfür, zu denen dann möglicherweise auch noch Versicherungskostem kommen, können noch nicht definiert werden. Hierfür sind die Planungen noch zu unkonkret.
Wird durch ein „Isarflussbad“ ein Isarabschnitt „privatisiert“, „kommerzialisiert“ oder „eventisiert“? Ist das Flussbad ein „Luxusprojekt“? Ist das Bad nur für Menschen, die teuren Eintritt sich leisten wollen und können?
Klares Nein. Der Eintritt sollte sich – wenn es nach dem Isarlust e.V. geht – höchsten an den SWM-Bädern orientieren (z.B. Einzelkarte Erwachsener 4,60 €, ermässigt 3,20 €, Kinder, Schwerbehinderte und Ermässigte frei, Monatskarte für Berechtigte 44,00 €). So ließen sich Investitions- und Betriebskosten (nach heutiger Kostenschätzung) zumindest in erheblichen Teilen refinanzieren. Alternativ könnte der Zugang kostenlos sein, wenn die LH München oder wg. der möglichen überregionalen Bedeutung auch der Freistaat Bayern diese Kosten trägt, wie es in anderen Bereichen auch der Fall ist. Generell wäre das, um den langjährigen Unterstützer des Projektes Bürgermeister Josef Schmid zu zitiieren, eine schöne Sache.
Wie hängen das zivilgesellschaftliche und das städtische „Isarflussbad“ zusammen?
Bisher nicht. Außer, dass Isarlust e.V. und die urbanauten mehrere Stadträte und BM Schmid bei Ihrem Fachworkshop und Podiumsdiskussion am 10.5.2015 im DAV-Museum und am Kulturstrand (Link zur Dokumentation) dazu angeregt haben, einen Antrag zum Isarflussbad im Münchner Stadtrat für eine Machbarkeitsstudie für ein Isarflussbad zu stellen und das Bürgermeister Josef Schmid immer wieder die Schirmherrschaft der von RGU, BAU, Wasserwirtschaftsamt und anderen Verwaltungen genehmigten „Big Jump“ Aktionen des Isarlust e.V. und der urbanauten übernommen hat, gab es bisher keine Zusammarbeit.
So wurde auch nicht die vom Isarlust e.V. und den urbanauten vorgeschlagene Realisierungsvariante vom städtischen Gutachter mitgeprüft. Das soll sich nun ändern.
Aus Sicht des Isarlust e.V. und der urbanauten ist es sinnvoll, dass Projekt „Isarflussbad“ ab jetzt von vorherein in den weiteren Stufen als ein kooperatives Projekt zwischen zivilgesellschaftlichen Akteuren, der LH München und dem Land Bayern anzupacken. Der Kreis bleibt hier auf auf zivilgesellschaftlicher Seite offen für weitere interessierte Partner. Die generelle Machbarkeit ist fachlich erwiesen durch das Gutachten des Wiener Büros Werner Consult. Beim Isarlust e.V. beginnt man im Herbst mit der Ausbildung von Rettungsschwimmern, Wasserrettern und Strömungsrettern, die den Betrieb gewährleisten können. Hier arbeitet man eng mit Münchens größtem Breitensportverein MTV München von 1879 zusammen, dessen 340 TrainerInnen zu erheblichen Teilen den „Rettungsschwimmer“ bereits haben. Benjamin David und die Teams bei Isarlust e.V. und den urbanauten beginnen teils selbst im Herbst mit der Ausbildung zum Rettungsschwimmer und später auch Wasserretter. Mit der Green City AG gab und gibt es erste vielversprechende Kooperationen und Gespräche insbesondere im Bereich Crowdfunding/ Crowdinvest aber auch was den Zusammenhang mit dem Praterkraftwerk betrifft.
Welches innerstädtische Flussbad wird zuerst fertig? Das in München oder das in Berlin?
Die Vorstände Tim Bastian Edler vom Flussbad Berlin e.V. und Benjamin David vom Isarlust e.V. haben mit ihren Teams einen spielerisch-sportlichen „Wettbewerb“ vereinbart, wer als erstes das Flussbad in der jeweiligen Stadt gemeinsam mit der öffentlichen Hand eröffnen kann? München hat hier beste Voraussetzungen, da das Isarwasser nicht mehr gereinigt werden muss. Allerdings konnten die Berliner bereits rund 4 Mio € für Ihr Projekt beim Bundesförderprogramm „Nachhaltige Stadtentwicklungspolitik“ einwerben. Da das Flussbad in München aber – aller Voraussicht nach deutlich billiger kommen wird – würden Isarlust e.V. und urbanauten mittlerweile von einem „Gleichstand“ sprechen. Gut, und Zürich hat seine sechs Flussbäder natürlich nie geschlossen, sondern betreibt sie seit über 100 Jahren. Patrick Müller, der dortige Chef der Fluss- und Schwimmbäder liegt also deutlich vorn.
Bei der Gelegenheit möchten wir Sie und Euch erneut zu unserer Podiumsdiskussion am kommenden Montag, 30.7.2018, vom 18-20 Uhr an den Kulturstrand München am Vater-Rhein-Brücke, Ludwigsbrücke, einladen.
Kommt jetzt das “Isarflussbad”?
Podiumsdiskussion mit:
Prof. Dr. Hans Theiss | In Vertretung von Bürgermeister Josef Schmid
Stephanie Jacobs | Umweltreferentin der LH München
Prof. Dr.-Ing. Silke Langenberg | Hochschule München
Kristina Frank | Stadträtin | CSU-Fraktion
Christian Müller | Stadtrat | SPD-Fraktion
Dr. Florian Roth | Stadtrat | Fraktion Bündnis90/ Die Grünen – rosa liste
Thomas Ranft | Stadtrat | Fraktion FDP-Hut
Dr. Thorsten Kellermann | Bund Naturschutz KG München e.V.
Benjamin David | Isarlust e.V. | die urbanauten
Moderation: Michael Ruhland | Isarlust e.V.
Zeit | 30.7.2018 | 18.00 – 20.00 Uhr
Ort | Kulturstrand, Auf der Insel, Ludwigsbrücke
Wir empfehlen mit Fahrrad, Fuss, S-Bahn oder Tram zu kommen. Wer schwimmt: bitte das Badeverbot beachten und direkt hinter der Ludwigsbrücke die kleine Leiter auf der rechten Seite verwenden.
Zürich hat sie. Kopenhagen hat sie. Paris hat sie. Berlin und New York bekommen sie. Flussbäder! Rund ums Jahr. Trotz Hochwassergefahren und Wassertemperaturen. Nur in München ist das Schwimmen und Baden in der Isar noch verboten. Und das obwohl eine vom Isarlust e.V. angeregte Machbarkeitsstudie im Auftrag der LH München zeigt, dass ein Isarflussbad zwischen Deutschem Museum und den Patentämtern möglich wäre. Heute diskutiert der Umweltausschuss des Münchner Stadtrats über das Projekt. Am 25.7.2018 trifft die Vollversammlung des Münchner Stadtrats die letzte Entscheidung. Kommt jetzt das Isarflussbad? Wir diskutieren am 30.7.2018 mit den Münchnerinnen und Münchnern und den Entscheidern.