Bade-Balkon: So stellen sich Experten eine Liegefläche vor. Unten links eine Treppe in die Isar (Quelle: BILD München via Werner Consult Beitl Richt)
In den letzten Wochen sickerte die Nachricht langsam durch. Gestern, am 22.6.2018, dann der Paukenschlag in der Münchner BILD-Zeitung unter dem Titel „Alles klar für’s Bad in der Isar“ (BILD): Der vom Münchner Stadtrat am 9. Juli 2015 beauftragte Gutachter kommt nach der Prüfung von sieben Flussabschnitten, die der Isarlust e.V. seit nunmehr mehr als fünf Jahren vorschlägt, zu dem Schluss, dass es zwei Varianten gibt, die ein Isarflussbad möglich machen. Die Vorlage mit den Details ist derzeit noch unter Verschluss und wird erst mit dem Stadtratsbeschluss am 10.7.2018 öffentlich. Wir berichten dann.
Am heutigen 23. Juni berichten alle weiteren Münchner Zeitungen in großen Artikeln über das Thema „ISARFLUSSBAD“:
„Das macht die Umsetzung des Isar-Flussbades so kompliziert“ (SZ)
„Freuen uns wie Schnitzel. Isarflussbad ist möglich“ (az)
„Hier soll an der Isar ein Schwimmbad entstehen. Baukosten aber verblüffen“ (tz)
Isarlust e.V. freut sich über generelle Machbarkeit – hohe vom Gutachter geschätzte Kosten verblüffen
Aus der noch nicht öffentlichen Vorlage kann hier noch nicht zitiert werden. Allerdings verblüffen die von den Gutachtern geschätzten Baukosten, die bereits den Medien entnommen werden können. 10-36 Millionen Euro soll die Realisierung je nach Variante offenbar kosten. Das ist insofern erstaunlich, als bei einem Fachworkshop mit öffentlicher Diskussion des Isarlust e.V. und der urbanauten unter dem Titel „„Ein Isarflussbad für München“ am 10.7.2015 der Chef der Züricher Bädergesellschaft, selbst erfahrener Betreiber von 6 Fluss- und Seebädern (u.a. in der mit der Isar durchaus vergleichbaren Limat), die Umbaukosten auf lediglich 600.000 € schätzte. Bürgermeister Josef Schmid sagte hierauf noch am gleichen Abend die Realisierung eines ISARFLUSSBADES auf offener Bühne zu und scherzte, dass er am Eröffnungstag einen Tag lang den Bademeister geben würde. Selbstverständlich handelte es sich bei dieser Zahl um eine grobe Schätzung der Einrichtungskosten (ohne Betriebskosten). Hierauf wieß Patrick Bauer damals hin. Allerdings sei er der Meinung, dass das ISARFLUSSBAD eigentlich „einfach schon da ist“ und nur noch der Zu- und Ausstieg geregelt werden müsse, was sich aber auch mit sehr einfachen Mitteln machen ließe. Gleiches erfährt der Vorsitzende des Isarlust e.V. auf seinem täglichen schwimmenden Arbeitsweg von der Wittelsbacher Brücke zum Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen, den er als Veranstalter gemeinsam mit Ulrike Bührlen von den urbanauten leitet. Hier ist ein Video von seinem täglichen Arbeitsweg (BBC), aus dem die Strecke des ISARFLUSSBAD sichtbar wird.
Interessant wird es nun, wie der Stadtrat das weitere Vorgehen ausgestaltet. Alle Fraktionen unterstützen grundsätzlich die Idee eines solchen Projektes. Ob das allerdings bei solch hohen Kosten (die so ungefähr den Kosten gleichen für die Einrichtung eines städtischen Freibades) auch noch der Fall ist, wird in den kommenden Tagen zu sehen sein. Der Isarlust e.V. wird sich das Gutachten intensiv zu Gemüte führen und ggfs. auch Vorschläge zur einfacheren und kostengünstigeren Ausgestaltung machen.
Isarlust e.V. will gemeinsam mit Partnern das ISARFLUSSBAD als „Bürgerbad“ betreiben
Bereits seit Entstehung der Idee hat der Isarlust e.V. nicht nur inhaltlich für ein ISARFLUSSBAD geworben, sondern auch mit Happenings die generelle Machbarkeit bewiesen. So gab es am 8.5.2016 das sogenannte „Testschwimmen“ (hier geht’s zum Video des Happenings), bei dem Benjamin David & Sina Weber, (Isarlust e.V., die urbanauten), Klaus Bäumer (Münchner Forum e.V.) und die beiden SchauspielerInnen Kathrin-Anna Stahl und Anton Leiss-Huber den Bereich in Begleitung von zwei Strömungsrettern durchschwammen. Ein historisches Ereignis, denn erstmals seit dem Erlass der Münchner Bade- und Bootsverordnung am 31.12.1976 war hiermit, wenn auch nur 7 Personen, das Schwimmen in der großen Isar zwischen der Reichenbachbrücke und dem Kulturstrand am Vater-Rhein-Brunnen von den Behörden wieder erlaubt worden. Parallel gab es 2015, 2016 und 2017 mehrere Volksbadeaktionen des Isarlust e.V. mit bis zu 200 TeilnehmerInnen anläßlich des Europäischen Flussbadetages, der jedes Jahr am zweiten Sonntag im Juli stattfindet. Allerdings war hier nur das Schwimmen zwischen Braunauer Eisenbahnbrücke und Reichenbachbrücke genehmigungsfähig.
Für die Zukunft gründet der Isarlust e.V. gerade eine gemeinnützige Gesellschaft, die gemeinsam das ISARFLUSSBAD betreiben will. Hierbei werden in den kommenden Monaten auch Kriterien, die das Bad zum „Bürgerbad“ von den Bürgern für die Bürger werden lassen, formuliert und eine Konzeption mit wirtschaftlicher Berechnung aufgestellt. Denkbar sind zunächst ehrenamtliche RettungsschwimmerInnen, die ähnlich z.B. den Badeseen im Münchner Umland, die Überwachung des Schwimm- und Badebetriebs übernehmen. Möglicherweise kann diesen auch eine Aufwandsentschädigung gezahlt werden. Gleichzeitig beginnen mehrere Mitglieder des Isarlust e.V. demnächst ihre Ausbildung zum Rettungsschwimmer und später auch zum sog. Strömungsretter (mit Schwerpunkt auf Rettung in Fließgewässern) und rufen die Münchnerinnen und Münchner auf, sich als Rettungsschwimmer zu bewerben. Angedacht ist auch ein eigenes Ausbildungsprogramm für Rettungsschwimmer in Kooperation mit der DLRG und/ oder der Wasserwacht, insofern können sich auch BürgerInnen bewerben, die noch keinen Rettungsschwimmer haben.
Begleitete, schwimmende Stadtführungen für Interessierte
Parallel will der Isarlust e.V. ab sofort „schwimmende Stadtführungen“ für interessierte BürgerInnen, politisch Verantwortliche, VerwaltungsmitarbeiterInnen und JournalistInnen in kleinen Gruppen durch das mögliche ISARFLUSSBAD anbieten. Hierzu ist ein Antrag beim Referat für Gesundheit und Umwelt gestellt. Denn: wer einmal die Strecke durchschwommen hat, der weiß sofort, dass das ISARFLUSSBAD eigentlich schon da ist. Es ist ein „Münchenerlebnis“, wie man es nur ganz selten bekommt, neben dem Turm des Deutschen Museums gemütlich vorbeizutreiben. Wer schonmal ein Gefühl dafür bekommen will, kann sich hier unser Video vom Testschwimmen am ??? ansehen:
Ein Hinweis: der Isarlust e.V. und die urbanauten raten DRINGEND davon ab ohne Begleitung eines erfahren Freiwasserschwimmers den Abschnitt (in dem zudem aktuell des Baden verboten ist) zu durchschwimmen. Neugierige melden sich bitte bei Benjamin David unter benjamin.david@isarlust.org. Sobald die Genehmigung durch die LH München vorliegt, werden die schwimmenden Stadtführungen nach dem Prinzip „First come, first serve“ durchgeführt. Ein Unkostenbeitrag von 10-20 € pro Mitschwimmer ist zu leisten mit dem der Isarlust e.V. die Genehmigungs- und Sicherungskosten bezahlt. Interessierte können sich hier schonmal mit guten Regeln für das Isarschwimmen vertraut machen:
Schwimmendes Pendeln in der Isar: Sicher in die Arbeit oder nach Haus schwimmen
Den Text gibt es auch in Englisch:
Commuting to work in the river Isar in Munich
Der Isarlust e.V. empfiehlt für eine solche Tour den Kauf eines Wickelfisches oder einer anderen Schwimmboje, in dem Kleidung, Handy etc. trocken mittransportiert werden können und der auch als Ruhekissen im Wasser verwendet werden kann. Der Wickelfisch ist eine Erfindung aus Basel, wo tägliche hunderte BürgerInnen in die Arbeit oder zurückschwimmen oder sich treiben lassen. Hier geht’s zum „Isarladen“ mit Wickelfischen in der verschiedenen Farben und Motiven. Die Wickelfische sind in München vorrätig und können direkt zur „schwimmenden Stadtführung“ von uns mitgebracht werden.
Nochmal der Hinweis: Schwimmen und Baden in der Isar ist nur sicher, wenn es am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, mit den richtigen Utensilien und unser Berücksichtigung wichtiger Sicherheitsaspekte gemacht wird. Anfänger sollten NIEMALS alleine in der Isar schwimmen. Kinder ohne Begleitung durch ihre Eltern keinesfalls. Wir raten dringend dazu, zumindest die erste Tour mit einem erfahren Guide oder bei einer Aktion des Isarlust e.V. oder anderer Organisationen wie zum Beispiel der DLRG, der Wasserwacht oder des THW zu machen. Es verbleibt ein Restrisiko, wie man es zB bei Bergtouren auch hat. Die Isar ist ein Wildfluss. Der Isarlust e.V. und die urbanauten übernehmen hier keine Haftung. Die TeilnehmerInnen schwimmen auf eigene Gefahr. Soweit der „Disclaimer“. An sich ist das Isarpendeln oder Isartreiben „gefahrentechnisch“ ohne Weiteres machbar. Passen Sie aber bitte auf sich auf!
Unter dem Reiter „Isarflussbad“ im Menü unserer Homepage finden sie zahlreiche weitere Informationen zum Projekt ISARFLUSSBAD.
Impression vom Basler „Rheinschwimmen“